[Rezension] Der stumme Zeuge - Edney Silvestre





Titel: Der stumme Zeuge
Autor: Edney Silvestre
Verlag: Limes Verlag (18. Juli 2016)
Seitenzahl: 224 Seiten
ISBN-10: 3809026581
ISBN-13: 978-380902658
Preis:19,99€ (gebundene Ausgabe)
zu kaufen bei: Hugendubel (hier)

Über den Autor:

Edney Silvestre
… geboren 1950, ist in seinem Heimatland Brasilien ein bekannter Journalist und Fernsehmoderator. Sein Debütroman „Der letzte Tag der Unschuld“ wurde auf Anhieb ein Erfolg und mit renommierten Literaturpreisen wie dem Premio Jabuti und dem São-Paulo-Preis ausgezeichnet. Nach mehreren Jahren als Korrespondent in New York lebt Edney Silvestre heute wieder in Brasilien.
(Quelle: Limes Verlag)

Klappentext:
Wo Geld alles ist, zählt das Leben eines Kindes nichts…
São Paulo, Brasilien: Ein kleiner blonder Junge wird mit einer Luxuslimousine von der Schule abgeholt. Minuten später ist der Fahrer des Wagens tot, das Kind in der Gewalt einer Söldnertruppe. Mit der Entführung soll der Vater des Kindes, der mächtige Medienmogul Olavo Bettencourt, zur Aufdeckung eines Korruptionsskandals der brasilianischen Politikelite gezwungen werden. Doch Bettencourt reagiert nicht auf die Forderungen und den Entführern läuft die Zeit davon. Sie bekommen Zweifel: Haben sie den richtigen Jungen in ihrer Gewalt?
(Quelle: Limes Verlag)

Meine Meinung:
Wie nah Arm und Reich beieinander liegen bringt Edney Sinvestre in seinem Kriminalroman auf den Punkt und spiegelt dabei das korrupte Brasilien der 90er Jahre wieder. Der Autor entführt seine Leser in ein nuancenreiches Land und gibt tiefe Einblicke in die gesellschaftlich jeweils stark unterschiedliche Lebensart und Denkweise.
Zunächst wirkt die Handlung wie zu erwarten: In einer reichen Familie wird ein Familienmitglied, in diesem Fall der Sohn, entführt und Forderungen gestellt. So einfach ist es jedoch nicht! Schon bei der  Entführung selbst beginnt der Autor mit  der Gegenüberstellung der gesellschaftlichen Schichten. Anstelle des Sohnes des wohlhabenden Olavo Bettencourt und seiner Frau Maja, wird der taubstumme Sohn der Haushälterin entführt. 
Allerdings ist die Entführung als solche nur der „Aufhänger“ für diese Story, anhand dessen sich der Autor intensiv mit allen Schichten der brasilianischen Gesellschaft beschäftigt.
Silvestre arbeitet in seinem Roman mit ständigen Perspektivwechseln und legt auf diese Weise sehr schön die jeweiligen Sichtweisen zwischen einem Leben im Luxus mit Reisen in alle Welt, gesicherten Wohnanlagen und Wachpersonal dar und zeigt demgegenüber ärmlichste Behausungen und den Wunsch nach einem besseren Leben.
Mittels seiner Protagonisten erzählt der Autor aus der Beobachtungsperspektive über die Industrie der Gewalt und die Macht des Geldes in seinem Heimatland.
Die tragende Figur hierbei ist die Protagonistin Maja, die Ehefrau von Olavo Bettencourt. Sie spiegelt Reichtum und Luxus wieder und stellt dieses Leben zugleich in Frage. Ihr gegenüber gestellt ist beispielsweise die Haushälterin, die schwer arbeitend nicht wirklich eine Chance auf einen gesellschaftlichen Aufstieg hat.
Das entführte Kind aus armen Verhältnissen zeigt die Werte an sich auf. Wird man auf die Forderungen eingehen und das Kind erfolgreich befreien?
Auch die kriminalistischen Ermittlungen selbst sind anders. Es gibt nicht den „einen“ für uns gewohnten Ermittler, der uns durch das Buch führt und Stück für Stück den Fall löst, sondern die Polizei als Ganzes, die im Rahmen des Kriminalfalls ermittelt. Geld, Macht und Korruption stehen im Mittelpunkt.

Fazit:
„Der stumme Zeuge“ ist weniger ein Krimi, der durch den Kriminalfall an sich überzeugt. Vielmehr ruft er durch die verschiedenen Perspektiven, in denen Edney Silvestre Brasilien mittels seiner Protagonisten darstellt, zum Nachdenken auf.
Es ist ein sehr schönes Buch, wenn man sich als Leser für Brasilien in all seinen Fassetten interessiert und bereit ist, den Aspekt des „Krimis“ als sekundär zu betrachten. 

Vielen Dank an den Limes Verlag für das Rezensionsexemplar.

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